In diesem Artikel zeige ich Ihnen, dass die Liquidity Coverage Ratio unter schwierigen Marktbedingungen strukturelle Probleme erzeugen kann. Mein Hauptkritikpunkt an dieser an sich sinnvollen Kennzahl ist, dass dadurch alle Banken sehr ähnliche hochliquide Aktiva (HQLA) halten. Daraus folgt, dass bei einem negativen Schock bei diesen HQLA der Liquiditätsbestand aller Banken betroffen ist. Dies wirkt sich insbesondere unter Stressbedingungen negativ auf die Refinanzierung und Liquiditätsbeschaffung der Banken aus. In der nächsten Liquiditätskrise kann die LCR das Austrocknen der Liquidität beschleunigen anstatt wie geplant zu verlangsamen.
Die Funktionsweise der LCR
Die neueste Auflage von Basel III forcierst erstmals eine allumfassende Liquiditätsregulierung: Die Liquidity Coverage Ratio. Dabei wird der Bestand an liquiden Mitteln anhand eines Stressszenarios geprüft, in dem die Banken Refinanzierungsengpässe, Abzüge von Einlagen sowie sinkende Vermögenswerte überstehen müssen. Der Bestand an hochliquiden Aktiva (HQLA) soll die Liquiditätsabflüsse in diesem Stressszenario decken, sodass Banken mindestens 30 Tage von ihrem Liquiditätsbestand zehren können.
Liquditätsbeschaffung unter Stress
Die LCR muss nach der Einführungsphase über 100 Prozent sein. Interne Limite sollten, entsprechend des Risikoprofils der Bank, definiert werden. Wird dieses Limit unterschritten, greif der vorab definierte Notfallplan. Die Bank muss Liquidität generieren. In einem Stressszenario gibt es zwei Möglichkeiten:
1. Die Liquiditätsbeschaffung über Repurchase Agreements (Repo), in denen zumeist die HQLA als Collateral (Sicherungsgegenstand) verwendet werden. Notwendige Bedingung für ein solches Geschäft ist gegenseitiges Vertrauen der Kontraktpartner beziehungsweise der Glaube an die Werthaltigkeit des Collaterals.
2. Die schnelle und drastischere Variante ist ein Asset Firesale. Also das sofortige Verkaufen der HQLA, um möglichst viel Cash zu generieren. Ökonomische Folge dieses Angebotsschocks ist ein absinken der Preise.
Verlauf und Konsequenzen eines Stressszenarios mit der LCR

Mehr über Basel III erfahren
Erfahren Sie mehr über das komplexe Regulierungsuniversum Basel III. Hier bekommen Sie einen Überblick über die Instrumente der Bankenregulierung.
Sebastian Fleer
M.Sc. Business and Economics
Sebastian Fleer hat sich auf die Themenfelder Bankenregulierung und Risikomanagement spezialisiert. Er ist überzeugt davon, dass die globale Bankenregulierung zum Einen Fairness auf den Finanzmärkten fördert und zum Anderen ein besseres Risikomanagement ermöglicht.